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Und es tropft und tropft und tropft

Beatrix Cometti ist unterwegs in Kanada und erzählt von Ihren Erlebnissen und Erfahrungen.

3. Tag in Cross River

Wann haben Sie sich das letzte Mal porentief rein, einige Kilo leichter, im Kopf leer und völlig mit sich im reinen gefühlt? Und am ganzen Körper eine butterzarte, flaumig weiche Haut wie ein Baby-Popochen gehabt?

Genauso fühle ich mich gerade, nachdem ich heute vier Durchgänge in der Native Schwitzhütte hinter mir habe. Sicher, man könnte es entfernt mit einer Dampfsauna vergleichen aber das entspricht nicht der Realität. Denn in der Sauna fehlt der Gesang, die guten Gespräche und die herrlichen Trommelklänge, welche viel zur Reinigung des Geistes beitragen.

Die Schwitzhütte

Indianische Schwitzhütte in Canada

Heute ist Schwitzhütte angesagt und darauf habe ich mich sehr gefreut. Es ist schon ein spezielles Erlebnis, so in der Dunkelheit der Schwitzhütte den Trommelklängen und dem Gesang zu lauschen. Und wenn der «Kopf» sich dann immer mehr ausschaltet, entspannt und aufhört zu «denken» und zu «reden», dann kommt man völlig in die Entspannung.

Dies geht nicht ohne Vorarbeiten, die nach vorgegebenen Ritualen oder eigenem Gutdünken (von Sequoyah) erfolgen. Zuerst wird ein Feuer aufgebaut und das meine ich wortwörtlich. Zuoberst kommen 7 Balken, ausgerichtet Richtung Schwitzhütte und dann 32 Steine (oder bei uns heute Lavasteine). Dann erst wird das Feuer angezündet und nach ca. 1 ½ Std. kann die Reinigungs-Zeremonie starten.

Sequoyah bereitet die Basis für das Feuer für die Schwitzhütte vor Feueraufbau für Schwitzhütte Kanada
Sequoyah bereitet das Feuer für die Schwitzhütte nach genauen Regeln vor.

Feuer zur Schwitzhütte Kanada Feuer zur Schwitzhütte Kanada
Teamwork ist angesagt, alle helfen mit das Feuer für die Schwitzhütte vorzubereiten – das heisst, Reisig sammeln, Holz holen, Steine parat machen. Suzanne erklärt, warum genau 7 Balken nötig sind. Dies basiert auf den «Seven Rights» der Dakota und unterstützen «the good red road» die gute rote Strasse – oder den guten Weg, den wir gehen sollen.

Alle 32 Steine sind auf der Feuerstelle - Schwitzhütte Kanada Feuer zur Schwitzhütte
Alle 32 Steine sind auf der Feuerstelle. Alles richtig aufgebaut? Schlusskontrolle von Suzanne und Sequoyah.

Feuer zur Schwitzhütte Feuer zur Schwitzhütte
Endlich, das Feuer brennt – gutes Teamwork. Das Feuer ist runtergebrannt, die Feuersteine sind glühendrot und fertig für die Schwitzhütte. Die Trommeln liegen auch schon parat.

Die vier Durchgänge sind heute diesen Themen gewidmet.

  1. Dank an den «Creator» den Schöpfer
  2. Mutter Erde –die Weiblichkeit
  3. Unsere Beziehungen – das Männliche
  4. Dankes Runde

Feuer Schwitzhütte - Sequoyah holt die glühend heissen Steine aus dem FEuer und bringt diese in die Schwitzhütt

Sobald die Steine glühend heiss sind geht man in die Schwitzhütte und setzt sich rund um die Vertiefung hin. Dann werden die ersten acht der heissen Steine in die Vertiefung in der Mitte der Hütte gelegt. Die Türe wird geschlossen und es wird dunkel – die Reinigungszeremonie beginnt.

Sequoyah holt die glühend heissen Steine aus dem Feuer und bring diese in die Schwitzhütte.

Suzanne (sonst Sequoyah) beginnt zu erklären, singt, trommelt. Jeder darf etwas sagen – wenn er möchte – ich möchte grad nicht. Wer will hat eine Trommel / Rassel bekommen und so trägt jeder etwas bei – und natürlich darf auch mitgesungen werden.

Native Trommel für Schwitzhütte KanadaSuzanne macht Wasseraufgüsse, es dampft und zischt. Es tropft nicht nur, ich habe das Gefühl das Wasser läuft in Strömen an mir runter und reinigt alles porentief. Es fühlt sich so gut an. Wir versinken in der Dunkelheit und im Trommelreigen – dudomm,dudomm dudomm - halt es in meinem Kopf. Bis Suzanne das Zeichen gibt die Türe wieder zu öffnen.

Eine der Trommeln. Eigene Rhythmen oder Lieder werden damit in der Schwitzhütte begleitet.

Eine kurze Verschnauf- und Trinkpause draussen an der kühlen Luft. Dann auf zur nächsten Runde. Wieder kommen acht glühendrote Steine in die Mulde in der Mitte, die Tür wird geschlossen und der nächste Gang startet. Bis zum vierten Durchgang ist unsere Haut und unsere Gedanken vom Wasser aufgelöst. Am Ende gehen wir zum kleinen Fluss runter um uns abzukühlen und zu waschen- herrlich erfrischend (das könnte man auch zwischendurch tun, wenn man wollte).

Medizinrad

Medizinrad, mit Steinen wird Medizinrad gebildet - West CanadaMit Steinen wurde ein Medizinrad gebildet, dieses ist genau nach den Himmelsrichtungen ausgerichtet.

Neben der Schwitzhütte sehe ich ein Medizinrad und frage Suzanne nach dem Sinn. Mir als Feng Shui Beraterin ist jedoch vieles etwas fremd, wie ich dann feststellen muss und wiederspricht einigem, was ich kenne. Jedoch gibt es diverse Parallelen und schlussendlich führen immer alle Wege nach Rom – sagt man ja so schön. Warum soll denn etwas falsch und das andere richtig sein? Jeder darf doch glauben was für ihn stimmig ist. Finde ich.

Suzanne erklärt, dass den Himmelsrichtungen im Medizinrad unter anderem auch Farben, Elemente und Völker zugeordnet werden. Es ist das Rad des Lebens und man sollte kein Himmels-Thema überspringen – meint sie schmunzelnd. Aber darin sind wir Menschen ja Lebenskünstler, uns nicht an diese Weisheit zu halten.

Nach der Schwitzhütte fühlen wir uns etwas müde und schlurfen barfuss mit einem zufriedenen Gefühl zurück in unser Cabine.

Abends liegen wir zufrieden im Bett, jeder hängt seinen Gedanken nach. Das Feuer im Ofen flackert und knistert. Da frage ich Willi: «war es dir bis jetzt irgendwann langweilig hier in Cross River? » es bleibt eine Weile still, dann kommt ein klares: «Nein». Gut, denke ich, das ist schön.

So ging unser dritter Tag hier zu Ende. Morgen will ich nochmals «aufs Land» für mindestens 1 ½ Stunden. Ich bin wohl etwas «süchtig» geworden nach dieser kurze Auszeit in der Wildnis.

Herzlichst Beatrix Cometti